Interview Stephan Dubach, Passaggio

Von Impact Immobilien am Juni 16, 2022

Stiftung Passaggio – Unterstützung und Förderung von Jugendlichen und ihren Familien

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Stepfan Dubach, Co-Geschäftsführer Stiftung Passaggio

Bis Dezember 2021 Vorsitzender der Geschäftsleitung. Zuvor 10 Jahre Leitung von erlebnispädagogischen Projekten im In- und Ausland. Biologie lic. phil. nat. und Architekt FH/SWB

 

 

 

Die Stiftung Passaggio kümmert sich um junge Menschen, die in der Auseinandersetzung mit sich und der heutigen Welt gefährdet sind. Was bedeutet dies konkret? Was sind die Bedürfnisse dieser jungen Menschen?

Die Bedürfnisse der Jugendlichen und Familien, die wir begleiten sind vielfältig. Wir haben immer mit belasteten Familien und Jugendlichen zu tun. Immer wenn Kindesschutzmassnahmen eingeleitet werden müssen, kommen wir ins Spiel. Dabei erhalten wir den Auftrag von den Behörden (KESB, Sozialdienste, Jugendanwaltschaft), welche in den jeweiligen Fall involviert sind. Diese Auftragsklärung, die wir mit dem Leistungsbesteller machen, ist für uns ein wichtiges Arbeitsinstrument.

Wie muss man sich die Arbeit von Passaggio vorstellen? Welche Aufgabe übernimmt die Stiftung? Was sind Zweck und Ziel?

Wir haben ein Team von 15 Sozialarbeitenden, welche unsere Kundinnen und Kunden je nach Bedarf täglich, wöchentlich oder monatlich im Alltag beim Aufräumen, Putzen, Waschen, Erledigen der Post, im Zusammenleben mit den Nachbarn oder im Umgang mit Verwaltung, Behörden und Ärzten oder bei Freizeitaktivitäten und beim Knüpfen von sozialen Kontakten unterstützen. Das Ziel unserer Wohnbegleitung ist es stets, die "Wohnkompetenz" zu fördern, damit ein unabhängiges und selbständiges Wohnen und das Teilhaben am gesellschaftlichen Leben wieder möglich ist.

Die Stiftung Passaggio verfügt über verschiedene Standorte. Wie unterscheiden sich die jeweiligen Angebote?

Wir haben verschiedene Bereiche in unserer Organisation. Da ist der stationäre Bereich mit den drei Wohngruppen und dem Dezentralen Wohnen. Als zweiter Bereich haben wir die ambulanten Dienste welche Familienbegleitungen, Abklärungen usw. anbieten. Der dritte Bereich ist die Tagestruktur mit der Sonderschule (heute nennen wir sie Besondere Volksschule) und dem Arbeitsintegrationsteil dem Arbeit-Netz-Werk. Wir decken also den ganzen Teil ab, welcher mit Kindesschutzmassnahmen zu tun hat. Hier liegt auch unsere Stärke, dass wir verschiedene Settings zusammenstellen können, je nach Anforderung des Falles, um so ein möglichst passgenaues Angebot anbieten zu können. Es versteht sich von selbst, dass immer der/die Jugendliche oder die Familie im Zentrum stehen soll.

«Ich wünsche mir, dass die Stiftung Passaggio ein inspirierender Wohn- und Arbeitsort ist.»

Stephan Dubach
Co-Geschäftsführer Stiftung Passaggio

Wie wird die Stiftung finanziert?

Die Stiftung Passaggio wird über die einweisenden Stellen, die bei uns platzieren, finanziert. Es sind dies die KESB, Sozialdienste oder die Jugendanwaltschaft. Die Gelder stammen somit vom Kanton, welcher auch unsere Aufsichtsbehörde ist. Diese erteilen uns einen Auftrag, den wir in der ersten Phase möglichst klären müssen.

Die Stiftung Passaggio hat ihren Hauptsitz in Lützelflüh und verfügt über verschiedene weitere Standorte. Wie unterscheiden sich die jeweiligen Angebote?

Grundsätzlich sind wir dezentral organisiert. Der Hauptstandort mit dem Kompetenzzentrum liegt in Lützelflüh. Hier befinden sich die Verwaltung, die Geschäftsleitung und die Tagesschule. An einem weiteren Standort in Lützelflüh sind die Ausbildungswohngruppe und die Werkstatt des Arbeit-Netz-Werks. In Sumiswald haben wir das Zentrum Haldenstrasse und in Burgdorf die Kriseninterventionsgruppe. Die Büros der Ambulanten Dienste und der Mitarbeitenden des Dezentralen Wohnens sind in Bern und Lützelflüh. Wir sind über die letzten Jahre sehr stark gewachsen und haben für die neuen Angebote, die wir entwickelt haben im Raum Emmental geeigneten Wohn- oder Büroraum gesucht. Da spielte manchmal auch der glückliche Zufall eine Rolle.

Bezahlbaren Wohn- und Arbeitsraum zu finden, ist eine grosse Herausforderung. Wie gelingt es Ihnen, entsprechende Liegenschaften zu finden? Welches sind wichtige Kriterien in Bezug auf die Liegenschaften?

Da wir bei der Entwicklung der Stiftung nie Subventionen oder eine Defizitgarantie vom Kanton hatten, mussten wir immer sehr ökonomisch arbeiten. Wir haben nicht immer die ideale Liegenschaft gefunden, aber wir haben sie mit unseren Ressourcen so ausgebaut, dass sie unseren Ansprüchen genügt hat. Dabei haben verschiedene Faktoren mitgespielt, zum Beispiel dass ich von Haus aus Architekt bin und ich immer eine Vorstellung entwickeln konnte, wie ein Gebäude aus- und umgebaut werden kann. Zum Zweiten haben wir eine Werkstatt mit talentierten Handwerkern, die einen Grossteil der Arbeiten ausgeführt hat. Der Effekt war und ist, dass Jugendliche, die bei uns in der Arbeitsintegration arbeiten, ein sinnvolles Lern- und Arbeitsfeld erhalten.

Wie kam die Zusammenarbeit mit der Impact Immobilien AG zustande? Wie sieht die Zusammenarbeit aus und wie haben Sie diese bis jetzt erlebt?

Ich habe die Impact Immobilien AG eher zufällig kennen gelernt. Bei einer anderen Liegenschaft haben wir einen Investor gesucht und dabei habe ich über meinen Bruder die Koordinaten von Daniel Kusio erhalten. Damals wurde zwar nichts mit der Zusammenarbeit, aber ich habe mir den Namen gemerkt. Als es dann um die Erweiterung unseres Hauptstandortes ging, wusste ich sofort, welche Nummer ich wählen muss. Mir gefällt die unkomplizierte und direkte Art der Impact Immobilien AG, wie ein Projekt angegangen wird. Dabei spüre ich immer auch viel Pragmatismus. Es geht darum, gemeinsam eine sinnvolle, bezahlbare Lösung für eine Bauaufgabe zu finden. Die Kooperation und wie wir in den Planungsprozess eingebunden werden, entspricht ganz der Philosophie der Stiftung Passaggio.

Sie sind seit 2004 Co-Geschäftsleiter der Stiftung Passaggio. Was motiviert Sie an Ihrer Arbeit?

Bereits nach meiner Ausbildung habe ich in einer sozialen Institution gearbeitet. Die Auseinandersetzung und der Kontakt mit Menschen haben mir immer entsprochen. Ein Hauptanliegen von mir ist, Räume – ich könnte auch sagen Lebensräume - zu schaffen, in welchem sich junge Menschen entwickeln und ihr Potenzial entdecken können. Zugleich müssen die Orte immer auch Schutz bieten, damit Entwicklung gelingt. In den letzten Jahren habe ich mehr und mehr Gefallen daran gefunden, eine soziale Organisation, wie wir sie sind, zu entwickeln und mit ihr zu wachsen.

Was war bisher eines der grössten Highlights/Erfolgserlebnisse bei Ihrer Arbeit bei Passaggio?

Es gibt nicht ein Highlight für mich, aber immer wieder Erfolgserlebnisse. Diese entstehen in den Augenblicken wenn ein Jugendlicher/eine Jugendliche nach vielen Schwierigkeiten, Hürden und Blockaden, die wir gemeinsam fast nicht überwinden konnten, eine Lehre erfolgreich abschliessen konnte. Tauchen sie dann eines Tages bei uns in Lützelflüh auf und erzählen wie sie ihr Leben jetzt meistern, dann hat sich unsere Arbeit gelohnt.

Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft?

Eine der Herausforderungen, welche uns ständig begleitet, ist die Finanzierung unserer Arbeit. Hier sind wir in einem Spannungsfeld zwischen den komplexen Fallthematiken der Familien und Jugendlichen, die wir begleiten und den Ressourcen, die zur Verfügung stehen. Die Anforderungen an die Mitarbeitenden sind in unserer Arbeit sehr hoch. Durch die bestehenden finanziellen Ressourcen, welche uns vom Kanton zur Verfügung stehen, ist das Lohnniveau noch nicht dort wo es sein sollte. Hier haben wir Aufholbedarf.

Welche Wünsche für die Stiftung Passaggio haben Sie?

Dass die Stiftung Passaggio auf gesellschaftliche Herausforderungen und Fragestellungen der Gesellschaft angepasst reagieren und immer wieder neue und kreative Antworten finden kann. Zudem wünsche ich mir, dass die Stiftung Passaggio ein inspirierender Wohn- und Arbeitsort ist.

Gut zu wissen – Stiftung Passaggio

Die Stiftung Passaggio ist eine sozialpädagogische Dienstleistungsorganisation. Sie ist von der Einzelfirma zur Stiftung gewachsen, indem sie Angebote kreiert und weiterentwickelt hat, die auf die Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten zugeschnitten sind. Mit fachlich qualifizierter Arbeit und praxisbezogenen Methoden hat sich die Stiftung Passaggio zu einer vielfältigen, in der sozialpädagogischen Landschaft gut verankerten Organisation entwickelt.

Hier erfahren Sie mehr über die Stiftung Passaggio: www.stiftung-passaggio.ch

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