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Interview mit Jürg Stampfli, BETAX Genossenschaft Bern

Geschrieben von Impact Immobilien | 23. Juni 2021

BETAX – Mobilität für Menschen mit Einschränkungen

Jürg Stampfli, Geschäftsführer BETAX
lic.iur., Geschäftsführer BETAX Genossenschaft, Rechtsberater und Mediator bei Accordis, Präsident WG-DrehPunkt (Verein für betreutes und begleitetes Wohnen), Stiftungsratsmitglied Stiftung Swissendos, Stiftungsratsmiglied aebi-hus (Schweizerische Stiftung für Suchthilfe), Verwaltungsratspräsident FoWo Bern

 

Können Sie uns beschreiben, was die BETAX alles macht?

BETAX befördert Menschen, die in ihrer Mobilität dauerhaft oder vorübergehend eingeschränkt sind. Dies auf hohem, professionellem Niveau. Denn hierzu braucht es top ausgebildete, motivierte und engagierte Mitarbeitende, die über Sozialkompetenzen und Idealismus verfügen, eine moderne IT-basierte Disposition, einen Technischen Dienst zur Bewirtschaftung der Fahrzeugflotte, eine Administration, welche für die Kundenberatung und die Zustellung korrekter Monatsrechnungen verantwortlich ist, eine Geschäftsleitung, die operative und strategische Ziele entwickelt und umsetzt.

Für Menschen mit Behinderung sind Fahrdienste von grosser Bedeutung. Was ermöglichen Sie mit den Transporten alles?

Auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität haben Anspruch auf bezahlbare Mobilität und Teilhabe am sozialen Leben, auf Ausbildung und Berufstätigkeit sowie auf medizinische Betreuung. Hier springen wir ein und ermöglichen ihnen eine möglichst selbstbestimmte Gestaltung ihrer Aktivitäten und erleichtern ihnen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.

Wer bezahlt die Fahrten?

BETAX erhält keine Unterstützung von der öffentlichen Hand. Der Fahrgast übernimmt die Fahrkosten
selbst und erhält je nach Fahrzweck einen Beitrag, z.B. von der Krankenkasse, Invalidenversicherung, Ergänzungsleistungen oder von der kantonalen Stiftung für Behindertentransporte. BETAX berät die Kundinnen und Kunden kostenlos über die Finanzierungsmöglichkeiten.

 

«Mobilität ist ein Grundbedürfnis und für Menschen mit Einschränkungen ganz besonders wichtig. Mich zusammen mit der BETAX tagtäglich dafür einzusetzen verschafft grosse Befriedigung.»

Jürg Stampfli
Geschäftsführer BETAX Genossenschaft

 

Worauf ist die BETAX besonders stolz?

BETAX ist eine Pionierin. 1984 haben sich Menschen dafür eingesetzt, dass auch Menschen mit einer
Behinderung sich von A nach B bewegen können. Damals mussten diese Menschen, wenn sie z.B. von
Bern nach Burgdorf wollten, mit dem Gepäckwagen der SBB Vorlieb nehmen. Seitdem hat sich vieles zum Positiven verändert. Auf die Gründerinnen und Gründer ist und bleibt BETAX stolz, aber auch auf das Vertrauen, das unzählige Spenderinnen und Spender, Sponsoren und Erblasser uns entgegenbringen.

Was macht Ihnen im Job als Geschäftsführer der BETAX am meisten Spass?

Die zahlreichen positiven Rückmeldungen unserer Kundinnen und Kunden – Privatpersonen, Spitäler, öffentliche Dienste, Seniorenresidenzen und viele mehr. Darüber hinaus bereitet mir das Engagement,
der unermüdliche Einsatz und die Kompetenz der Mitarbeitenden grosse Freude. Last but not least:
Humor und flache Hierarchien – alle wissen, was sie zu tun haben!

Sie sind Jurist von Beruf. Warum engagieren Sie sich als Geschäftsführer für die BETAX anstatt Karriere in einer Kanzlei zu machen?

Sich für benachteiligte Mitmenschen einsetzen, nur schon nach dieser Wertvorstellung zu leben, motiviert
mich ungemein.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dass wir uns vermehrt bewusst sind über die Schwierigkeiten und Herausforderungen, welchen Menschen
mit einer eingeschränkten Mobilität tagtäglich gegenüberstehen. Erst mit diesem Bewusstsein können die
Solidarität und Gleichstellung in finanzieller Hinsicht und mit Blick auf ein ausreichendes Angebot an professionellen Fahrdiensten verbessert werden.

Für welches Ereignis in Ihrer beruflichen Karriere sind Sie extrem dankbar?

Einerseits das Vertrauen, das vor zehn Jahren der Verwaltungsrat der BETAX anlässlich meiner Wahl in mich gesetzt hat. Andererseits das Glück, dass ich mit meinen Mitarbeitenden zusammen den Ruf und den Betrieb gewissermassen auf Vordermann bringen durfte und konnte.

Gibt es bei Ihren Klienten auch ausserordentliche Wünsche, die erfüllt wurden?

Ja, da gibt es auch Beispiele. In Zusammenarbeit mit unserem Partner BSC Young Boys haben wir ein schönes Beispiel erlebt: dem Fussballclub BSC YB ist es wichtig, YB allen zugänglich zu machen. Seit Juli 2018 kurvt im Rahmen einer Partnerschaft zwischen BETAX und YB auf den Strassen in Bern und Umgebung ein BETAX-Transport-Bus im YB-Look herum. Eine YB-Anhängerin wurde im YBixi zum Stadion gefahren um sich das Spiel YB - Sion anzusehen, als plötzlich ihr Lieblingsspieler mit erhobenem Daumen am Strassenrand stand. Die Fahrt mit Guillaume Hoarau zum Stadion erfüllte der YB-Anhängerin einen grossen Traum.

Von aussen betrachtet, scheinen Sie eine offene und transparente Unternehmenskultur zu haben. Wie beschreiben Sie die Kultur in der BETAX und was ist Ihnen in der Kultur besonders wichtig?

Vertrauen!
Das bedingt eine jederzeitige transparente, klare und verständliche Kommunikation. Jeder und Jede weiss, was er und sie zu tun hat, welche Ziele zu erreichen sind, nach welchen Leitsätzen der Betrieb unterwegs ist. Wertschätzung, Anerkennung, Verantwortlichkeit, Humor, Offenheit, Transparenz, Selbstkritik und Selbstironie sind für mich unerlässliche Eigenschaften einer Führungskraft. Nur dank dieser Eigenschaften, oder Tugenden, können flache Hierarchien realisiert und gelebt, Motivation und Freude vermittelt und Eigenverantwortung, Eigenständigkeit gefördert werden.

Was heisst für die BETAX sicheres Fahren?

Der Fahrgast muss sich wohl, rundum wohl, fühlen! Dieses Gefühl stellt sich erst dann ein, wenn das Fahrzeug sauber, gepflegt, auf dem neuesten Stand ausgerüstet ist und wenn die Fahrerin oder der Fahrer die Hilfsgeräte sachgerecht und kompetent bedient (Rollstuhlhalterungen, Rollgurte, Handling der unterschiedlichsten Rollstuhlarten, Festschnüren aller Materialien im Fahrzeug) und über eine einfühlsame Fahrerqualität verfügt.

Welche Vorschriften muss die BETAX einhalten?

Sicherheitsvorschriften der EU und des Schweizerischen Strassenverkehrsrechts mit Blick auf die Fahrzeuge, deren Umbau und Ausstattungen. Die Fahrerinnen und Fahrer müssen über einen speziellen Führerausweis verfügen (B122), und sie müssen sich regelmässig zu einer vertrauensärztlichen Untersuchung begeben. Sie müssen sich intern jährlich weiterbilden lassen hinsichtlich Fahrverhalten und Krankheitsbilder.

Was haben Sie in Zukunft für ökologische Ziele?

BETAX hat sich zum Ziel gesetzt, in den nächsten fünf Jahren die Hälfte der Fahrzeugflotte zu «elektrifizieren»!

Welches sind Ihre Visionen für die BETAX? Welches ist das nächste Projekt der BETAX?

Nachdem das umfangreiche IT-Projekt demnächst abgeschlossen sein wird, steht die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte an. Die Vision ist: Jede und jeder, der den ÖV nicht oder nur schlecht nutzen kann, fährt zu denselben Fahrkosten von A nach B wie ein Mensch ohne Beeinträchtigung. 

Gut zu wissen – BETAX Bern

  • 80 engagierte Mitarbeitende und 38 Fahrzeuge
  • 24/7 im Dienst für mobilitätseingeschränkte Menschen
  • 200 Fahrten pro Tag ergeben 1’300’000 Kilometer pro Jahr

Hier erfahren Sie mehr über die BETAX: www.betax.ch

Die BETAX Genossenschaft Bern und die Impact Immobilien AG danken Frau Käthi Hügli herzlich für das entgegengebrachte Vertrauen.  Frau Käthi Hügli ist die vormalige Eigentümerin der Liegenschaft, die der BETAX als Hauptsitz und Einsatzzentrale dient.